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Ein Plädoyer für eine beseelte Liebe

Foto MGV ProbeEine Schnupperprobe bei den Sängern des MGV Geistingen, die sich immer montags beim Vereinswirt Gerd Balensiefen im Sieg-Rheinischen-Hof in Geistingen treffen, lohnt sich allemal! Chorleiter Pavel Brochin, wie stets konzentriert und motiviert, rückt dabei stets die Stimmerziehung und Stimmentfaltung in jeder erdenklichen Weise in den musikalischen Focus. Den Auftakt dazu bildet das gezielte Einsingen, das eigentlich zu jeder Chorprobe gehört! Es fördert die nötige Aufmerksamkeit, das gewollte Besinnen auf die eigene Stimme und trainiert den Stimmapparat und die Stimmmuskulatur. So stimmlich bestens präpariert und gewappnet, griff man zu den Notenmappen und vertiefte sich sorgfältig und stimmbewusst in die vertraute musikalische Lebensbeichte „My way“ (So leb´ dein Leben), zu dem Charly Niessen den deutschen Text geschrieben und Peter Schnur das Chorarrangement vertont hat. Diese Chorbearbeitung ist ein schönes Beispiel dafür, wie man ein breitgefächertes Programm sinnfällig und überlegt erweitern kann. Wo steht denn eigentlich geschrieben, dass man sich nicht für gelungene Arrangements von Popsongs, Schlagermelodien, Filmmusiken oder Evergreens entscheiden kann und diese ins Programm aufnehmen sollte?Pavel Brochin am Klavier
Doch da braucht sich Brochin nun wirklich keine Sorgen zu machen! Denn in letzter Konsequenz bestimmt immer noch der Dirigent was und wie es gesungen wird. Und das tat dieser mit viel Verve und überzeugender Kompetenz. Dabei wurde seine Maxime deutlich, die er auf die griffige und richtige Formel brachte, dass man mit Arrangements (dazu gehören natürlich auch Spirituals, Gospelgesänge oder Folklorelieder) besonders sorgfältig umgehen müsse. Der Grund liegt ganz klar auf der Hand! Das Publikum kennt viele dieser Musiktitel aus dem Eff-Eff und hört sie nicht nur gerne, sondern hört auch wenn sie nicht so klingen wie sie klingen sollten. Doch dagegen sind die Geistinger Sänger seit vielen Jahren wortwörtlich gefeit. So machte Brochin (der nicht mit Lob und Zustimmung geizte) dann auch plausibel, wie er sich die Interpretation dieses beliebten Liedes wünscht. Das beginnt bei der Tonspannung, dem Herausarbeiten der harmonischen und rhythmischen Details wie Akzentuierungen und Stimmversätzen und hört bei der rechten Diktion, sauberen Intonation und Stimmfärbung auf.
So geriet nicht nur der erwähnte Song, den Frank Sinatra so legendär gemacht hat, sondern ebenso das beseelte Plädoyer „Can you feel the love tonight“ (Kann es wirklich Liebe sein) von Elton John, das Pasquale Thibaut in eine wunderschöne Bearbeitung verpackt hat. Die Sänger zeigten, dass sie chorisch atmen und so singen können, dass die Stimmen wirklich tragen. Das gefiel dem Dirigenten, der seinen 50. Geburtstag feierte und dem man unter Vizechorleiter Erich Schmitz mit einem sinnfälligen Hochruf aus dessen Heimat musikalisch gratulierte. Das Geburtstagskind trägt sich immer wieder in die Liste derer ein, die ihre Notenfeder spitzen wie beispielsweise das packende „Steh auf“ der „Toten Hosen“ beeindruckend deutlich machte. Die Hymne an die Zukunft „Ihr von morgen“ von Udo Jürgens in einer Bearbeitung von Hans-Dieter Kuhn ließ eine lebendige und instruktive Chorprobe ausklingen. Ehe die Sänger wohlgemut aufbrachen, versprach Vorsitzender Markus Linten ihnen noch eine erlebnisreiche Chorreise nach Kirchberg in Tirol.

Text und Fotos von Walter Dohr