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Das hätte auch dem Mäzen gefallen

Bei schlichten Liedsätzen zeigt sich am besten, ob man gehaltvoll, sensibel, kultiviert und konzentriert singen kann und dies auch tut! Das beste Beispiel dafür war die musikalische Gestaltung der Vorabendmesse und des Sechswochenamtes für den verstorbenen langjährigen Mäzen und Protektor des traditionellen und hellwachen MGV Geistingen, Hans Günter Hardt, dem das gesangliche Gebaren der Sänger auf der Orgelbühne der Pfarrkirche St. Michael in Geistingen wohl von ganzem Herzen gefallen hätte. Beim wirklich gelungenen Auftritt der Sänger spielte es eigentlich keine besondere Rolle, dass doch eine Anzahl von Singstimmen verhindert war. Unter der bewährten und sorgfältigen Leitung des Vizedirigenten Erich Schmitz wusste man das stimmlich durchaus zu kompensieren. Der besagte Vertreter von Chorleiter Pavel Brochin (der mit Erich Schmitz mehr als zufrieden sein konnte), konzentrierte sich als Chortenor diesmal nicht auf das Singen, sondern auf die differenzierte Ausgestaltung der stimmbewusst interpretierten Chorwerke und Liedsätze. Zum Auftakt intonierte man die vom Kölner Komponisten Willy Trapp vertonte Hymne „Lobt den Herrn der Welt“, die von Kirchenmusiker Dr. Dietmar Hofmann mit sinnfällig registrierten Orgelklängen begleitet und dadurch musikalisch bereichert wurde.

Chor mit Dirigent vor Orgel
Erich Schmitz dirigiert den Chor

Er griff zudem zur Kommunion und zum Ausklang Liedthemen des Männerchores auf und zeigte dabei sein ausgeprägtes Gespür zur Orgelimprovisation! Das allzu vertraute „Sanctus“ aus Schubert´s „Deutscher Messe“ geriet wegen seiner durchdachten und damit erquickenden Gestaltung zu einer echten Entdeckung, wie man sie gewiss nicht alle Tage hört. Das trifft ebenfalls auf den gebethaften Glaubensruf „Gott nur allein“ aus der Notenfeder von Gotthilf Fischer und die „Irischen Segenswünsche“ zu, bei dem ein Abschiedslied für Mönche Pate gestanden hat. Erich Schmitz und seine stimmlich wohl disponierten Sänger behandelten dieses berührende Lied wie ein Kleinod und versenkten sich ganz bewusst in die Seele dieser wunderschönen Weise. Auch ihr war anzuhören, dass man zur glaubhaften Interpretation die Seele des Chorliedes ergründen muss.
Da haben die Sänger ihrem Chorleiter Pavel Brochin wohl gut zugehört und befolgten dies ebenfalls beim Dirigat von Erich Schmitz, der seine Sache bravourös machte. Da beißt nun einmal keine Maus den Faden ab! Pfarrvikar Wolfgang Rick hatte in seiner Begrüßung auf das Gotteslob in der erwähnten Hymne (die man oft als „Trumpet tune“ irrtümlicher Weise Henry Purcell und nicht Jeremiah Clarke zuordnet) hingewiesen, während Diakon Hansjörg Kraus in seiner Predigt bekräftigte, die Gottesnähe durch das Gebet und in der Bibel zu suchen. Damit komme man wieder zur Ruhe und zu sich selbst! Der im Alter von 94 Jahren verstorbene und in Bonn geborene Politiker, CDU-Landtagsabgeordneter und Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse, Hans Günter Hardt, hat an der Bonner Universität Philosophie und Politik studiert und gehörte auch dem Hennefer Stadtrat und dem Kreistag des Rhein-Sieg-Kreises an. Außerdem wirkte er in verschiedenen ehrenamtlichen Funktionen und sorgte in vorbildlicher Weise für das Gemeinwohl! 

Dr. Hofmann an der Orgel
Dr. Hofmann an der Orgel

Text und Fotos: Walter Dohr